Der Termin steht: Am 20. August wird ALOY ausgewassert. Das geht hier pragmatisch und vor allem fix. René steuert unser 8-Tonnen-Böötlein nach Anleitung des Marine-Mitarbeiters auf den Anhänger. Mit Hilfe der Winschen wird ALOY auf dem Wagen ausgerichtet und schon zieht der Traktor die Yacht an Land. Die Auflager auf dem Anhänger heben das Boot dabei so weit in die Höhe, dass eine sichere Handbreit Luft unter Kiel und Ruder verbleibt.
ALOYs Unterwasser ist ziemlich stark mit Muscheln und Algen bewachsen, ganz besonders das Ruder. Der Bewuchs wird so gut wie möglich abgeschabt und mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt. Die hartnäckig verbleibenden Kalkreste werden uns noch Kopfzerbrechen bereiten. Dann kommt das Boot auf seinen Trockenplatz in der Panamarina. Uns bleibt eine Woche, um alles für die Abreise vorzubereiten.
Das heisst: Segel bergen, Wartungsarbeiten erledigen und Listen der in Europa zu beschaffende Ersatzteile erstellen. Unsere letzten Pasta-Packungen verschenken wir. Das kostbare französische Vollkornmehl und die Gewürze schweissen wir in Plastiktaschen ein. Ebenso waschen wir alle Textilien und packen sie Vacuum-Beutel. Die hohe Luftfeuchtigkeit der letzten Monate hat bereits ihre Spuren hinterlassen. Die Wände im Bad und unsere Stofftaschen sind mit Schimmelflecken gemustert. Wir hoffen, dass das Luftentfeuchter-Granulat, das wir in Behältern im Boot platzieren, das Kajütenklima während der kommenden Monate reguliert.
Ein freier Tag bleibt uns, um die Gegend zu erkunden. Wir fahren nach Portobelo und machen eine Kajaktour. Francesco erzählt aus der Geschichte des Ortes, der einst ein bedeutender Umschlagplatz für Waren war. Die Spanier sicherten die natürliche Bucht bei Portobelo mit mehreren Festungen vor Piraten, so dass Handelsschiffe hier sicher ankern konnten. Die Schiffe brachten Waren und Sklaven von Europa und Afrika nach Mittelamerika.
Im Gegenzug schafften sie die von den Azteken und Inkas erbeuteten Edelmetalle sowie Luxusgüter aus dem Pazifikraum zurück nach Europa. Die Landenge von Panama war geeignet, um Güter zwischen der Pazifik- und der Atlantikküste hin und her zu transportieren.
Nirgends ist der amerikanische Kontinent so schmal, wie hier in Panama. Die Distanz zwischen Pazifik und Atlantik beträgt gerade einmal siebzig Kilometer. Heute queren Frachtschiffe Panama durch einen Kanal. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden die Waren mit Hilfe von Maultieren über Land befördert. Unter guten Bedingungen konnte die Transporteure die Strecke in nur fünf Tagen zu Fuss zurücklegen.
Dann heisst es Abschied nehmen. ALOY wir kommen wieder! Ende August fliegen wir von Panama City aus zurück in die Schweiz, damit wir Anfang September unsere Jobs antreten können. Es ist nicht ganz einfach, das Boot, unsere treue Gefährtin und unser Zuhause, zurückzulassen. Ein ganzes Jahr waren wir mit dem Segelboot unterwegs für eine Strecke, die wir jetzt in einem Tag zurücklegen, von den tropischen Inseln mit Türkiswasser zurück in die Berge!
Und da sind wir wieder, in der guten alten Schweiz und alles ist so vertraut. Wir wissen, was wir wo einkaufen können und wie der öffentliche Verkehr funktioniert. Keine Eingewöhnungszeit nötig! Nicht einmal ans Wetter müssen wir uns gewöhnen, weil die ersten Tage noch sommerlich sind, wenn auch nicht so dampfbadfeucht wie in Panama.
Wir beziehen unsere untergemietete Wohnung in der Stadt und fahren an den Bodensee. Was für eine Freude Familie, Freunde und Haustiere wiederzusehen und wisst ihr was? Die gemeinsamen Gespräche verlaufen, als wären wir nie weggewesen!
Sendepause?
Unsere Reise soll Anfang 2025 weitergehen und ich hoffe, ihr seid dann auch wieder mit dabei! Bis dahin wird es ruhiger hier im Blog. Schau trotzdem diesen Herbst nochmal rein. Wir nutzen die Gelegenheit und stellen euch ALOY noch besser vor.
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Diego (Dienstag, 17 September 2024 21:02)
Danke für die tollen Beiträge! Freu mich, dass die Action hier im Blog Anfang 2025 weitergeht (ausser mit dem Nachteil, dass ihr dann wieder weg seid…)
Illy (Sonntag, 22 September 2024 19:37)
Vielen Dank Diego