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Tempo raus

Der Kontrast zwischen den bretonischen Dörfern und A Coruña ist beindruckend. Acht- und zehnstöckige Häuserfronten umgeben uns, reich dekorierte, beeindruckende Architektur, Palmen. Kühl bleibt es weiterhin. Wir sind ziemlich erschöpft, nicht nur wegen der Biskaya-Querung. Seit unserem spontanen Entscheid Mitte Februar schon dieses Jahr aufzubrechen, ging es Schlag auf Schlag. Jobs künden, Projekte abschliessen oder übergeben, Haus vermieten, umziehen, Boot sanieren. Ständig Zeitdruck, ständig willkommene Gäste an Bord. Nun beschliessen wir unsere Reise langsamer fortzusetzen. Der Wind unterstützt diese Idee und weht vornehmlich aus der falschen Richtung.

Gemeinsam mit ALEA, der niederländischen Yacht unserer neuen Freunde Iris und Jeff, tingeln wir also im Schneckentempo um das Nordwesteck von Spanien, erkunden nach Pinien duftende Buchten und flanieren durch die Fischerdörfer Camariñas und Muxia. In Muxia endet die Verlängerung des Jakobsweg. Viele Pilger:innen besuchen die exponiert auf den Felsen thronende Wallfahrtskirche A Virxe de Barca. Leider wurde das der Boote-beschützenden Maria gewidmete Bauwerk 2013 durch einen Brand stark beschädigt. Das Feuer wurde von einem Blitz ausgelöst. Tagelang liegen wir in einer Bucht vor Muxia und erleben dort selbst unser erstes Gewitter vor Anker, zum Glück zieht es rasch vorüber. Das Einfach-da-sein und Ankommen, tut so gut.

Einblick in den Bordalltag: Unser WC-Kämmerchen ist klein und eine festinstallierte Dusche gibt es auf ALOY nicht. Für die Hygiene heisst es also: ab ins Meer! Bei 17° Wassertemperatur braucht das Überwindung. Eine einfache Campingdusche - ein schwarzer Sack voll Wasser mit einer Brause - können wir über den Tag an der Sonne etwas wärmen. Wirklich warm ist das Wasser bisher nie geworden, aber nach dem kalten Atlantik fühlt sich das sparsame Abduschen mit Süsswasser jedesmal angenehm an.